Hamid Karzai, der ehemalige afghanische Präsident, hat auf Twitter denen, die es feiern, ein frohes Weihnachtsfest gewünscht. Das ist sehr nett und sehr höflich von Herrn Karzai, der bekanntermaßen Moslem ist. Ich schäme mich, denn ich wüsste nicht unbedingt, wie die Feste im Islam fallen und wie auf anständige Weise Glückwünsche zu formulieren wären.
Karzai ist für diese höfliche Geste heftig kritisiert worden. Bevor Sie jetzt über die bösen Muslim*innen schimpfen, denken Sie ein bisschen zurück. Ist nicht in den letzten Jahren oft Kritik laut geworden, wenn jemand nur versucht hat, dem Islam etwas Positives abzugewinnen?
Jede Religion hat vermutlich ihre schwarzen Seiten, und ich glaube, als Christ*innen sind wir am allerwenigsten in der Position, anderen etwas vorzuwerfen. Aber nicht einmal das Goldene Zeitalter von Al-Andalus war ein Paradies.
Heute könnten wir es besser wissen. Die Vergangenheit ist da und beeinflusst uns bis heute. Das ist nicht zu ändern und in manchen Fällen auch gut so. Ich bin sehr für interreligiöse Zusammenarbeit, aber wenn Sie sich gar nicht damit anfreunden können, dann grüßen Sie Ihre anders religiösen Nachbar*innen wenigstens. So, wie es Karzai gemacht hat. Es war eine höfliche Geste, die man guten Gewissens bei der nächsten Gelegenheit erwidern darf.